Die Zeit geht einen anderen Weg

„Als mein Vater starb, war ich 15, sah aus wie Janis Joplin und war gerade in der Schule sitzengeblieben.“
So beginnen seine Erinnerungen und aus der persönlichen Erfahrung werden allgemein gülitge Sätze über Verlust, Scheitern, Schmerz, Unbehagen bis hin zu den normalen Gefühlen eines Heranwachsenden. Er erkennt, dass jeder Mensch seine persönlichen Wunden in sich trägt. Alle scheitern, alle brechen oder werden schließlich von Erfahrungen der Niederlage und der Vereitelung, der Entsagung, wenn nicht der Resignation ereilt. Mancher erhält seinen Knacks durch einen Verlust, einen Schmerz, ein Trauma.
Der Knacks, das ist der Moment, in dem das Leben die Richtung wechselt und nichts mehr ist wie zuvor. Aber mehr noch als die großen Brüche interessieren Willemsen die fast unmerklichen, namenlosen Veränderungen: die feinen Haarrisse in einer Beziehung, das Altern von Menschen, Städten, Kunstwerken, die Enttäuschung, der Verlust, die Niederlage – die unaufhaltsame Arbeit der Zeit.
Roger Willemsen: Der Knacks. Live-Mitschnitt der lit.Cologne 2009. Am Flügel Frank Chastenier (tacheles)