Ein Leser und Lehrer, wie er im Buche steht

Dieses Lob, das der Autor einem ehemaligen Lehrer gibt, könnte auch für ihn gelten. En passant bringt er in seinen Erzählungen über ungewöhnliche Menschen und Orte so viel Wissen, dass man nach jeder Geschichte wieder um teils skurrile Anekdoten reicher ist.  Ob er über einen muslimischen Sommelier im albanischen Berat berichtet oder die verblüffende Geschichte des größten Truppenübungsplatzes Mitteleuropas erzählt, ob er den Reichtum der europäischen Sprachen preist oder die sensationshungrigen Gaffer von heute mit den Besuchern der Gladiatorenkämpfe von einst kurzschließt, immer folgen wir den Spuren eines feinfühligen Flaneurs, der aus Einzelheiten ein welthaltiges Ganzes formt.
Aufmerksamen ZeitungsleserInnen wird die eine oder andere Geschichte schon bekannt vorkommen, denn das neue Buch von  Karl-Markus Gauß ist eine Textsammlung seiner Reportagen und Essays aus zwei Jahrzehnten. Die Zeit hat ihnen keinen Abbruch getan, denn Gauß war schon immer ein eleganter Stilist, entsprechend auch das schöne Cover.
Karl-Markus Gauß: Die unaufhörliche Wanderung (Zsolnay)