Einfach weniger wollen

Humor ist etwas, worüber es sich trefflich diskutieren lässt, aber was an dem neuen Buch von David Schalko lustig sein soll (wie in manchen Kritiken steht), erschließt sich der Rezensentin gar nicht. Eher ist es tieftraurig, denn obwohl der Hauptperson Felix ihr Ziel zu verschwinden, gelingt, kann man nicht von einem guten Ende sprechen.
Der österreichische Regisseur und Autor David Schalko ist imstande mit jedem Buch, wieder neue Facetten seines Geistes aufzuzeigen, diesmal erweist er sich als Kenner der Postmoderne. Der Roman fängt ganz real an, indem ein Erbe aufgrund falscher Berufseinschätzung in die Armut abzurutschen droht und bevor es soweit kommt, bietet er seine Wohnung auf Airbnb an. In den jeweils 8 Tagen pro Monat, in denen er sein „Schmuckkästchen in zentraler Lage“ an Fremde vermietet, versucht er, bei Freunden unterzukommen.
Gut gewählter Ansatz für eine Geschichte, in der es darum geht, was der Mensch braucht, was unnützer Ballast ist und wie sehr man sich aus seinem eigenen Leben entfernen kann.
Wie eine Spinne knüpft Schalko sein schreiberisches Netz, anfänglich ist einem so vieles vertraut, die Locations, Freunde, Gespräche, Ideen, Enttäuschungen, doch je länger die Odyssee dauert, desto mehr wird man in eine fremde Welt hineingesogen. Fantasievoll wie Regisseur Wes Anderson, grotesk wie Kafka, musikalische Pointen („What Are You Doing the Rest of Your Life?“ Bill Evans) einstreuend hat Schalko ein zynisch-trauriges Porträt eines ganz normalen Zeitgenossen verfasst.
David Schalko:Was der Tag bringt (Kiepenheuer & Witsch) Euro 24,-