Es ist nicht das, was du wolltest, aber …

Die aus Bangladesh in London lebende Autorin Monica Ali weiß wovon sie schreibt, wenn sie in ihrem neuen Schmöker zwei Kulturen aufeinander treffen lässt. Einerseits die indischstämmige Familie der jungen Ärztin Yasmin, andererseits die ihres Verlobten Joe, Sohn einer feministischen Ikone, die sich gerne mit Freigeistern umgibt und schon auch mal ihre eigene Vagina als Buchcover verwendete.
Als das erste Zusammentreffen bevorsteht, ist die Nervosität groß, aber witzigerweise endet das Kennenlernen ganz anders als erwartet. Die Mütter verstehen sich auf Anhieb, doch alles andere geht in die Brüche. Yasmins Vater, ein strenger Emporkömmling zerbricht daran, dass sich Mutter und Sohn abwenden und nur die brave Tochter sich nicht auflehnen traut, Harriet ist trotz ihrer libertären Einstellung eine Glucke, die alles an sich reißt und vor allem ihren Sohn nie hergeben will. Das wären „normale“ Familienprobleme, hinzu kommt, dass auch eine gut ausgebildete Ärztin in London umgeben ist von Rassismus und dass nicht einmal latent. Ob auf der Krankenstation von Ärzten, Besucherinnen oder bei Literaturparties, immer gilt der erste Blick ihrer Kleidung (Sari oder westlich), ihrer Hautfarbe und ihrer Sprache. „Figuren, die Fred und Flora heißen reicht einfach nicht mehr. Der Bedarf an Erzählliteratur nimmt ab, weil wir es mit dringlichen Fakten zu tun haben.
Wenigstens hält sich Ali nicht an die Reden ihrer eigenen Figuren, denn die Leute wollen weiterhin Geschichten, ob sie dann abfällig Unterhaltungsliteratur genannt werden, kann einem egal sein, mit vorliegendem Buch verbringt man seine Zeit auf höchst angenehme, amüsante und lehrreiche Weise.
Monica Ali: Liebesheirat (Klett-Cotta) 25 Euro,-