Filmbranche begrüßt das Anreizmodell für den Filmstandort Österreich

Medienministerin Susanne Raab, Finanzminister Magnus Brunner, Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer und Wirtschaftsminister Martin Kocher präsentierten das neue Anreizmodell für Film- und Fernsehproduktionen am 5. Juli 2022 im Rahmen einer Pressekonferenz.

So etwas gibt es (politisch) selten, aber diesmal kommt von allen Seiten freudige Zustimmung zum heute (5.Juli) vorgestelltem neuen wirtschaftlichen Anreizmodell. Mit diesem Zuschuss von bis zu 35 % der Österreich-Ausgaben für die Herstellung von österreichischen und internationalen Kino- und TV- Filmen sowie internationalen Video-on-Demand /Streaming-Produktionen wird ein zentraler kulturpolitischer Eckpunkt des Regierungsprogramms erfolgreich umgesetzt.

Anreizsysteme spielen im zunehmend globalisierten und wettbewerbsintensiven Filmsektor eine wesentliche Rolle. Sie liefern den produzierenden Unternehmen Finanzierungsbestandteile und bilden entscheidende Faktoren bei der Frage, wo Produktionen abgewickelt werden. Zahlreiche europäische Staaten setzen daher entsprechende Anreize als strategische Instrumente ein, um Wertschöpfung vor Ort zu steigern, Film-Investitionen aus dem Ausland anzuziehen, qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen sowie Produktionsinfrastruktur und digitale Expertise in einem wesentlichen Wachstumsfeld der Kultur- und Kreativwirtschaft nachhaltig aufzubauen.
Das Fehlen eines effektiven Instruments in Österreich verhindert bislang, dass Unternehmen und im Film- und Medienbereich Tätige vom enormen weltweiten Wachstumsschub des audiovisuellen Sektors ausreichend profitieren können. Die vorhandenen Förderinstrumente sind nicht in ausreichendem Maße geeignet, um insbesondere für global agierende Streaming-Konzerne Wirkung zu entfalten, regelmäßig große internationale Produktionen nach Österreich zu holen und das volle Potenzial in der heimischen Filmbranche zu heben. Das Resultat: Immer öfter wandern Produktionen in das benachbarte Ausland ab, wodurch Wertschöpfung, Knowhow und Fachkräfte in Österreich verloren gehen.

Die österreichische Bundesregierung strebt daher, wie im Regierungsprogramm festgehalten, eine Weiterentwicklung des österreichischen Filmstandortes an. Mit 1.1.2023 soll ein neues Anreizsystem für alle Filmproduktionen in Kraft treten, das Österreich im europäischen Standortwettbewerb stärkt. Gleichzeitig wird die Streaming- Lücke geschlossen, bis dato war es für internationale Streaming-Produktionen und daran beteiligte österreichische Unternehmen kaum attraktiv, Produktionen in Österreich abzuwickeln.
Um für internationale Produktionen möglichst attraktiv zu sein und für heimische Produktionen maximale Planungssicherheit zu gewährleisten, werden die Zuschüsse in allen Sparten ohne budgetäre Deckelung implementiert. Bereits früh im Jahr „leergeräumte“ Fördertöpfe gehören damit der Vergangenheit an.

Das Anreizmodell verfolgt insbesondere folgende Zielsetzungen:

• Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Filmstandorts Österreich sowie der Resilienz der ansässigen Filmunternehmen
• Steigerung der Wertschöpfung der Filmbranche und verbundener Branchen (Dienstleister, Einzelhandel, Hotellerie, etc.)
• Schaffung und Erhalt qualifizierter Arbeitsplätze und die damit einhergehende Verbesserung der sozialen Lage von Filmschaffenden
• Auslastung und Ausbau der audiovisuellen Infrastruktur und Produktionskapazitäten
• Förderung und Ausbau technisch-digitaler Dienstleistungen (Animation, VFX, Musik)
• Internationalisierung und Professionalisierung der Filmbranche
• Anreize zu ökologisch-nachhaltiger Filmproduktion 
Das Modell sieht einen auf Basis eines Kriterienkatalogs automatisch vergebenen und nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von bis zu 35 Prozent der in Österreich im Rahmen von Filmproduktionen getätigten Ausgaben vor, davon 5 Prozent für die Berücksichtigung klimaverträglicher Kriterien. Die Maximalhöhe des Zuschusses liegt bei 5 Mio. Euro pro Film und bei 7,5 Mio. Euro für Serien. Erstmals werden auch Streaming-Produktionen unterstützt.

Das Filmanreizmodell baut auf drei Säulen auf:

1. Internationale Service-Produktionen (FISA+) 
Zuschüsse für internationale, nicht-österreichische Produktionen (Streaming, Kino, TV) und Produktionsteile (wie Postproduktion, Musikaufnahmen, VFX) werden von der aws abgewickelt. Antragsberechtigt sind unabhängige Produktionsdienstleistungsunternehmen mit Sitz in Österreich, die mit der Herstellung eines Films oder eines Produktionsteils beauftragt wurden (Service-Abwicklung).

2. Österreichische Fernseh- und Streaming-Produktionen (FISA+, Fernsehproduktionen in Abstimmung RTR) 
Zuschüsse für österreichische, nicht im Auftrag von Sendern oder Videoabrufdiensten hergestellte Produktionen für die Bereiche Fernsehen, Streaming und Virtual Reality über 1,8 Millionen Gesamtbudget werden ebenfalls von der aws abgewickelt. Antragsberechtigt sind deren unabhängige Hersteller (Produktionsfirmen) mit Sitz in
Österreich. Produktionen unterhalb der Budgetgrenzen verbleiben wie bisher im Fernsehfonds.

3. Österreichische Kinofilme (ÖFI+)
Zuschüsse für österreichische, unabhängig produzierte Filme für die Erstauswertung im Kino sowie diesen gleichgestellte internationale Koproduktionen werden vom Österreichischen Filminstitut abgewickelt. Antragsberechtigt sind deren unabhängige Hersteller (Produktionsfirmen) mit Sitz in Österreich. Der Zuschuss löst die bisher von FISA vergebenen Kinofilmförderungen ab. Der österreichische Kinofilm erhält damit einen One-Stop-Shop, anstatt auf verschiedene Förderstellen des Bundes (ÖFI, FISA) angewiesen zu sein.

Stimmen aus der Branche:

Das heute von der Bundesregierung präsentierte Anreizmodell für Film- und Fernsehproduktionen stellt einen nahezu historischen Meilenstein in der Entwicklung des Filmstandorts Österreich und seiner Finanzierungs- und Produktionsbedingungen dar.
Dieses zwischen den bereits auf Bundesebene bestehenden Förderstrukturen bestens austarierte Modell steigert die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandorts und erweitert insbesondere auch für den unabhängigen österreichischen Kinofilm signifikant die Finanzierungsmöglichkeiten. Damit wird das zeitlich unbefristete und ohne budgetäre Deckelung versehe Modell zu einem echten Game-Changer, der die heimische Film-Branche gerade jetzt nach der langen Durststrecke durch die Pandemie und den damit verbundenen Verwerfungen des Finanzierungs- und Verwertungs-Marktes entscheidend stärkt und Planungssicherheit gibt.
Roland Teichmann, Österreichisches Filminstitut

Content wird weltweit, insbesondere in den Bereichen hochwertiger Fernseh- und Kinoproduktionen und nicht zuletzt durch den Streaming-Boom, stark nachgefragt. Mit der Standortprämie für Filmproduktion wird eine zukunftsweisende, innovative Finanzierungsschiene für kreatives Filmschaffen in Österreich geschaffen. Wir werden uns im Umsetzungsprozess sowohl bei der Erarbeitung der Legislativvorschläge als auch der Anpassung der Förderrichtlinien aktiv positionieren und dabei für nachhaltige Rahmenbedingungen und die Vielfalt der Branche eintreten. „Unsere konsequente Positionierung im Fachverband Film- und Musikwirtschaft, die wir gemeinsam mit zahlreichen Verbänden der Filmwirtschaft umsetzen konnten, hat zu diesem Meilenstein der österreichischen Film- und Medienpolitik geführt. Damit schafft das international künstlerisch hoch anerkannte Filmland Österreich mit seinen 6.000 Film- und Musikunternehmen sowie mehr als 20.000 Filmschaffenden jetzt die Strukturen, die Österreich auch filmwirtschaftlich ins Zentrum der europäischen Landkarte setzen.
Alexander Dumreicher-Ivanceanu und Georg Tomandl für den Fachverband der Film- und Musikwirtschaft in der WKO

Es scheint uns zentral, den heimischen Film gerade auch im Inland zu stärken und all jene zu unterstützen, die ihn zum Publikum bringen: Dazu gehören Kinos, Verleihe, Festivals, aber auch strukturelle Maßnahmen, die bereits in der Entstehung von Filmen darauf abzielen, Film als Gesellschaftsereignis zu denken. Die Diagonale wird hier weiterhin als Plattform fungieren, um dem österreichischen Film größtmögliche Aufmerksamkeit einzuräumen – auf der Leinwand und in Diskussionen.
Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, Diagonale Festivalleitung

Was die Branche lange gefordert hat, wird nun umgesetzt, und darüber hinaus sogar noch mehr: Filmproduktionen erhalten in Zukunft einen Zuschuss von 30 Prozent der Produktionskosten in Österreich zurückerstattet und weitere fünf Prozent, wenn die Filme ökologisch nachhaltig produziert werden. „Besonders wichtig: Dieser Zuschuss erfolgt ohne budgetäre Deckelung, das war in der Vergangenheit bei Förderungen nicht so wodurch gute Filmprojekte oft nicht zum Zug kamen, weil sie zu spät dran waren.
Eva Blimlinger, Die Grünen

Als internationales Kunst- und Kulturland muss Österreich in einem so wesentlichen Wachstumsfeld der Kultur- und Kreativwirtschaft auch die notwendigen Instrumente haben, um Expertise und Infrastruktur aufbauen und halten zu können. Österreich muss langfristig ein attraktiver Standort für die internationale Film- und Medienbranche werden. Ein zeitgemäßes Anreizmodell für Filmschaffende stellt sicher, dass wir die Wertschöpfung bei uns im Land halten und unserem Ansehen als Kunst- und Kulturland im 21. Jahrhundert gerecht werden können.
Kurt Egger, Wirtschaftsbund

Wien ist Heimat vieler internationaler Blockbuster Produktionen, aber auch von nationalen Qualitätsproduktionen. Das neue Anreizmodell der Bundesregierung kommt unseren langjährigen Forderungen nach und stärkt die Bedeutung Wiens als Filmstandort.
Die Vienna Film Commission, die von der Sparte unterstützt wird, ist die Anlaufstelle für Filmproduktionen in Wien. Ob internationale Filmprojekte oder heimische Produktionen: Wien wird als Location immer beliebter. Einerseits die einzigartige Kulisse, aber auch die hohe Qualität unserer professionellen, heimischen Filmwirtschaft bringen Wien in eine Vorreiterrolle.
Maria Smodics-Neumann, Spartenobfrau Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Wien

Die Bundesregierung setzt einen zeitgemäßen und treffsicheren Investitionsanreiz, der zehntausende Arbeitsplätze sichern und schaffen wird, österreichische Identität in die Welt trägt und vermehrt die Kreation von österreichischen Filmwerken in ihrer vielfältigen Bandbreite, von der Fernsehdokumentation, über Kinofilme bis hin zur High-End Streaming-Serie ermöglicht. Es liegt an uns als VertreterInnen der österreichischen Filmwirtschaft, mit dieser Möglichkeit sorgsam und nachhaltig umzugehen“
Alexander Glehr, Präsident AAFP

Entscheidend und nachhaltig ist, dass nicht der Auftragsfilm, sondern die Eigenproduktion im Fokus der Maßnahme steht. Es wird oft übersehen, dass nach wie vor der TV-Bereich das mit Abstand umsatzstärkste Segment in der europäischen Filmwirtschaft ist.FISA+ stärkt unsere Position in den Verhandlungen um faire Terms of Trade mit Sendern wie Streamern massiv.“
Helmut Grasser, Präsident Film Austria

Mit FISA+ werden wir die Wertschöpfung unserer Filme in Österreich vervielfachen können. Projekte, die in den letzten Jahren in der Herstellung ins Ausland abwanderten, finden in Österreich nun eine aktive, hochprofessionalisierte und kompetitive Filmindustrie vor.
Oliver Auspitz, Vorstandsmitglied Film Austria

… dass dieses Finanzierungsmodell eine Win-Win-Win Situation für die Branche ist, die nun gesichert wachsen kann. Für den Staat, der durch eine nachhaltige Wirtschaftsförderung massive Umwegsrentabilität in vielen Wirtschaftsbereichen auslöst und für das Publikum, das nun vermehrt originär österreichische filmische Werke unterschiedlicher Genres genießen kann!““
Tommy Pridnig, Vorstandsmitglied AAFP