Österreichischer Filmpreis 2022

Alle anwesenden Preisträger:innen im Auditorium Grafenegg (Foto: eSeL.at)

Am letzten, sehr heißen Junitag wurde im Auditorium Grafenegg der 12. Österreichische Filmpreis im Rahmen einer glanzvollen Gala verliehen. Der Abend, dem rund 1000 Gäste beiwohnten, zelebrierte unter der Regie von Clara Stern das heimische Filmschaffen und versprühte unter dem Motto „All Together Now“ Optimismus und das Gefühl von Solidarität. Die Gäste aus Film, Politik und Medien feierten im Anschluss an die Preisverleihung im und vor dem Auditorium bei sommerlichen Temperaturen bis in die frühen Morgenstunden.

Die Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films zeichneten folgende Produktionen mit Preisen aus: GROSSE FREIHEIT (8), FUCHS IM BAU (4), AUFZEICHNUNGEN AUS DER UNTERWELT (1), GENOSSE TITO, ICH ERBE (1), HINTERLAND (1) und SCHACHNOVELLE (1). Der Preis in der Kategorie Publikumsstärkster Kinofilm ging mit rund 95.000 Besucher:innen an ROTZBUB.

Durch den Abend führte das Moderationsduo Julia Edtmeier und Michael Ostrowski, das mit Humor und temporeichen Dialogen die Filmkunst hochleben ließ – und dabei auch nicht mit Selbstironie sparte. Dem Motto des Abends wurde auch das Bühnenbild von Katharina Haring und Nina Salak gerecht, das mit bunten Stoffbahnen auf das Thema der Verbundenheit anspielte, während die Lichtstimmungen von Johannes Hoss das Geschehen auf der Bühne zum Strahlen brachten.
Die Präsidentschaft der Akademie, Verena Altenberger und Arash T. Riahi, verabschiedete das Vorgänger-Duo Stefan Ruzowitzky und Ursula Strauss ganz offiziell (Strauss konnte nicht persönlich anwesend sein). Als symbolisches Honorar für die jahrelange ehrenamtliche Tätigkeit gab es je eine Magnum-Flasche Wein.

In ihrer Rede gingen Altenberger und Riahi auf das zuletzt medial diskutierte Thema sexuelle Belästigung in der österreichischen Filmbranche ein (mehr Informationen zu #we_do, der Anlaufstelle gegen Machtmissbrauch und Diskriminierung, finden Sie weiter unten in dieser Aussendung): „Unsere Arbeit im künstlerischen Betrieb bringt häufig Situationen mit sich, die sexualisierten Machtmissbrauch begünstigen. Es gibt Möglichkeiten, wie wir die Bedingungen für alle verbessern können. Diverse Sets, Vertrauenspersonen, besondere Schulungen vor Drehbeginn, Aufklärungsarbeit schon in der Ausbildung, vertragliche Regelungen, die Mitarbeiter:innen auch in vulnerablen Situationen besser schützen. Ab Herbst wird es zusätzlich zu #we_do eine vom BMKOES initiierte Anlaufstelle für Kultur und Sport. Es braucht diese institutionelle Hilfe, um gegen gewachsene Strukturen und Missstände anzukommen. Es wäre wichtig und wünschenswert, wenn Betroffene sich verstärkt vertrauensvoll an diese Stellen wenden. Aber noch viel wichtiger ist es, dass wir als Branche eine Kultur schaffen, in dem Betroffene keine Konsequenzen zu fürchten haben, wenn sie den Mut fassen über Erlebtes zu sprechen.“

Auch Ruzowitzky – der 2018 im Rahmen seiner Präsidentschaft die Gründung einer #metoo-Vertrauensstelle initiiert hatte, aus der schließlich #we_do hervorging – sprach in seiner „Abschiedsrede“ das Thema des sexuellen Missbrauchs an.

Clara Stern, Regisseurin der Gala, ging in ihrer Rede auf notwendige Veränderungen in der Branche ein: „,All Together Now!‘ könnte eine leere Floskel werden, wenn wir nicht füreinander Verantwortung übernehmen, wenn wir nicht im Wort ,Teamarbeit‘ das Team in den Mittelpunkt stellen. Ändern wir jetzt etwas! Egal, wo man in diesem hierarchischen System steht, wir dürfen uns nicht herausnehmen, wir müssen die Stimmen multiplizieren. Wir müssen unser Radar für sogenannte Red Flags einstellen und nicht einfach weitersegeln, wenn sie auftauchen. Ich habe gerne die Regie dieses Abends übernommen, weil ich eine Feier für die Branche machen wollte. Eine, die so ist wie ich. Sehr ernst. Aber auch mit einem großen Bedürfnis nach dem Gemeinsamen.“

Als Gast auf der Bühne wurde schließlich Alik Shpilyuk, der künstlerische Direktor der Ukrainischen Filmakademie, begrüßt. Shpilyuk lobte die guten Zusammenarbeit der europäischen Filmakademien und insbesondere auch die Kooperation von österreichischen und ukrainischen Filmschaffenden, sprach zugleich aber auch vom großen Leid, das der gegenwärtige Krieg in der Ukraine verursacht.

Den stimmungsvollen musikalischen Beginn der Gala besorgte der Schmusechor, für weitere musikalische Highlights garantierten Queer Artist W1ZE und das schlagfertige Rap-D

Die komplette Liste: https://www.oesterreichische-filmakademie.at/filmpreis/preistraeger/2022