Freude und Begeisterung!

Vor 20 Jahren, als der erste Roman um „Herrn Lehmann“ erschien, waren die 1980er-Jahre noch nicht so weit entfernt und während in Wirklichkeit die Welt seither rasant voranschreitet, ist in Sven Regeners literarischem Kosmos noch immer Punk- & Anarchozeit in der Wiener Straße in Berlin angesagt.
Was kommt da für Freude für Fans auf, wenn sie einem alle wieder begegnen und man in ihnen schon gute Bekannte sieht: Der kleine Lehmann, H.R. Ledigt, Erwin Kärcher, P.Immel, 2 Himmelshunde auf dem Weg zur Hölle, die Jürgen-Kunstanarchos und die unbenannten Punks. Es ist die Zeit, als zum ersten Mal Milchkaffee getrunken wurde, das hört sich bei Regener so an:“ Mund auf, Schlabbe rein, Mund zu, das ist keine Quantenphysik.“
Den Inhalt des Romans nachzuerzählen, ist nebensächlich, es geht um das Sittenbild und Regener hat die Dialoge perfekt drauf. Seine Shakespeare-Anspielungen von der 1. Ottakringer Shakespeare-Kampfsportgesellschaft machen ebenso großen Spaß wie seine Spitzen gegen alles Österreichische (einzige Kritik: man sollte ein österreichisches Lektorat drüber gehen lassen, nicht alles ist richtig geschrieben) und die Kunst. Anhand des Namens Mariandl lästert er über „die Moderne, die zögerliche Sau.“
Gitterschnitter ist ein Roman wie ein Wimmelbild, man kann ihn überall aufschlagen und wird viel Spaß daran haben, ob Ikea, die anbahnende Liebe, Rocktheater, Schwangerschaftstreffen oder auch Alterseinsamkeit. Perfekt geiegnet daher auch für Lesungen.
Zum Glück ist Frank Lehmann noch so jung, da könnten wir darauf hoffen, ihm und seinem Panoptikum noch ein weiteres Mal zu begegnen, wenn der Musiker Sven Regener (Element of Crime) dazu Zeit findet.
Sven Regener: Glitterschnitter (Galiani) Euro 24,-