Bei Romcom denkt man meist an leichtfüßige Filme, deren Ende vorhersehbar ist. Der Clou in dieser Geschichte ist, dass es – Achtung Spoiler- wie ein klassischer Hollywoodschinken endet, aber davor sich im zynischen Milieu von Saturday Night Live, der Kultsendung von NBC, abspielt.
Sally Milz ist Comedyautorin für eine der bekanntesten Late-Night-Shows in Amerika. Ihr Job ist ihr Leben, das Thema Beziehung hält sie mit den Waffen der Ironie auf Distanz. Auch wenn ihr jemand gut gefällt, wie zB. der Sänger Noah Brewster, der als Host eingeladen wird und ein freundschaftliches Verhältnis zu ihr aufbauen will, hält sie ihn auf Distanz, macht aus jeder Vertraulichkeit einen Gag. Wieso soll jemand, der in der Welt der Schönen &Reichen daheim ist, Interesse an ihr „Durchschnittsfrau“ haben? Er ist megaerfolgreich sowohl in künstlerischer als auch wirtschaftlicher Hinsicht, sie ist eine frustrierte Mitdreißigerin auf der Suche nach dem ultimativen Witz…
2 Jahre nach ihrer Begegnung beginnen sie wieder einander zu schreiben, denn es ist Corona-Zeit und alle sind verdammt zuhause zu sitzen. Ab diesem Zeitpunkt gleitet die Geschichte sehr in das glatte Romance-Genre ab, auch wenn einige Spitzen eingebaut sind.
Der erste Teil gibt einen sehr realen Blick auf die SNL-Welt, man lernt kennen wie stressig es ist, eine wöchentliche Comedy-Sendung abzuliefern, wieviele Menschen beschäftigt sind, um einen 3-Minutenspot herzustellen, welche Hierarchien vorherrschen und man wird bei bestimmten Figuren sicherlich an Ryan Gosling, Tina Fey oder Scarlett Johansson denken.
Curtis Sittenfelds Beobachtungen sind lustig und schlau zugleich. Voller Scharfsinn seziert sie die sozialen Regeln und Machtdynamiken von Romantik und Beziehungen zwischen den Geschlechtern.
Curtis Sittenfeld: Romantic Comedy (Dumont) Euro 23,-