Kostbares Gut Sprache

Sehr zerbrechlich wirken in dieser Novelle alle Personen und Konstellationen, zurückzuführen ist dies auf die feine Sprache der Autorin Katie Kitamura. Jedes Wort wird auf die Waage gelegt, immerhin steht im Mittelpunkt der Geschichte eine Dolmetscherin, die mit dem Gebrauch von Sprache täglich zu tun hat.

Was braucht ein Ort, um zu einem Zuhause zu werden? Die heimatlose Erzählerin verlässt New York, um am Internationalen Gerichtshof als Dolmetscherin zu arbeiten. Als sie Adriaan kennenlernt, scheint Den Haag zur Antwort ihrer Sehnsüchte zu werden. Doch dann verschwindet er zu seiner Noch-Ehefrau und hinterlässt nichts als Fragen. Gleichzeitig ist es ihre Aufgabe, für einen angeklagten westafrikanischen Kriegsverbrecher zu dolmetschen, dessen Charisma auch sie sich nicht entziehen kann, obwohl sie um die Gräueltaten weiß, der er zu verantworten hat. „Ich würde die Bedeutung dessen, was er getan hatte, nicht verschleiern, es war meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass sich zwischen den Sprachen kein Fluchtweg auftat.“
Die polyglotte Erzählerin stellt sich der Frage was ist Herkunft, was Lüge, was Sozialisation, was Betrug, was Gerechtigkeit.
Antworten gibt es wenige, aber man ist gefangen in diesem Spinnennetz aus Gedanken und schwört sich, Sprache als besonderes Gut zu pflegen.
Katie Kitamura: Intimitäten ( Hanser) Euro 25,-