Mehrere Reisen nach Malma

Gerne nutzen Schriftsteller die Möglichkeit, ihre Figuren in verschiedene Zeiten reisen zu lassen, die Gegenwart aus der Zukunft her zu betrachten oder gar die Persönlichkeit zu wechseln. So lässt Peter Handke in seinem Stück Kaspar Hauser ( zZt. am Burgtheater zu sehen) aus 1968 seine Figur nur sagen: „Ich möcht ein solcher werden, wie einmal ein andrer gewesen ist“.

Der schwedische Autor Alex Schulman zelebriert in seinem aktuellen Roman ein ähnliches Gedankenexperiment. Ein Zug fährt durch eine Sommerlandschaft. An Bord sind ein Ehepaar in der Krise, ein Vater mit seiner kleinen Tochter sowie eine Frau, die das Rätsel ihres Lebens lösen will. Sie alle fahren nach Malma, einen kleinen Ort, wenige Stunden von Stockholm entfernt, umgeben von Wäldern. Und keiner von ihnen weiß, wie ihre Schicksale verwoben sind und ob das, was sie in Malma erwartet, ihrem Leben nicht eine neue Wendung geben wird.
Der Clou dabei ist, dass die Personen zwar alle dieselbe Reise unternehmen, aber zu verschiedenen Zeiten und die Tochter von damals ist zB. dann die Mutter der Alleinreisenden. Es geht um familiäre Verluste, die einem das ganze Leben prägen, darum warum man so geworden ist, wie man ist oder doch lieber ein anderer gewesen wäre.
Es dauert bis man die Verwandtschaftsverhältnisse durchschaut hat, aber dann wird man mit einer klar strukturierten, klugen, leicht lesbaren Geschichte belohnt, die durchaus noch länger hätte dauern können.
Alex Schulman: Endstation Malma (dtv) Euro 24,-