Nur in der Kunst scheint alles besonders

Nicht gerade ins Biedermeier, aber doch Jahrzehnte zurück versetzt fühlt man sich in diesem Roman, der sich um drei kunstinteressierte Pennäler, wie man damals sagte, dreht.

„Ich habe mir nie viel aus Kunst gemacht.“ Als zufriedener Kunstbanause offenbart sich der Erzähler zu Beginn und berichtet davon, wie Carl, bewunderter Freund, ihn mit seiner Spitzweg-Begeisterung vom Gegenteil überzeugt. In der Mitte des Geschehens: eine Dreiecksbeziehung, ein hochbegabtes Mädchen und der verräterische Diebstahl eines Gemäldes. Durch raffinierte Rachepläne wird die Schülerfreundschaft auf ihre schwerste Probe gestellt.
In unserer Zeit, in der niemand ohne Handy auskommt, in der jedes Objekt – ob Hinterteil oder Schweinsripperln – seinen Weg an die Öffentlichkeit findet, in der Reisen nur mehr nach Instatauglichkeit stattfinden, ist solch ein Bildungsroman natürlich höchst willkommen. Es macht Spaß sich in die schöne, teils höchst geschwollene Sprache einzulesen, die klugen Gedanken des Autors aufzusaugen, sich darüber zu amüsieren wie man mit Schallplatten Auseinandersetzungen retten kann, sich manchmal verloren fühlt, wenn man nicht alle Andeutungen versteht, aber aufgrund des subtilen Humors nie den Faden verliert. Und wenn es doch zu viel werden sollte:  raus in die Natur, Kopf auslüften und wieder ab zur Kunst.
Eckhart Nickel: Spitzweg (Piper) Euro 22,-