Odyssee auf der Suche nach einem neuen Messi

Eine punktgenaue Landung zur  „Uefa Euro 24“ gelingt dem Rowohlt Verlag mit der Veröffentlichung des Romans „Godwin“, der sich um ein afrikanisches Fußballtalent dreht.

Mark Wolfe ist im Job gerade wegen «Überarbeitung» in den Urlaub geschickt worden, als sein Bruder, ein windiger Geschäftemacher, ihn um Hilfe bittet. Er hat ein Video zugespielt bekommen: ein Ballplatz. Rote Erde. Ein Junge, der Fußball spielt wie ein Gott. Die Welt des Fußballs, sagt Geoff, ist gefährlich, aber dieser Junge ist Millionen wert. Man muss ihn nur finden. Denn wie es später heißen wird: „Ich sage nicht, dass der so gut wie Messi ist. Ich würde das nie sagen, aber er ist wie er.“
Die Suche gestaltet sich naturgemäß mühsam, ob eine der handelnden Personen im Sinne des Jungen handelt, ist eher nicht zu erwarten …

Und dann gibt es einen zweiten Erzählstrang, der aus der Sicht einer Arbeitskollegin von Mark Wolfe die Gruppendynamik einer selbstverwalteten SchreiberInnenwerkstatt höchst detailliert analysiert. Es geht ja im Fußballspiel genauso wie im Büro um Strategie, (Ellbogen)Technik, Angriff, Verteidigung und letztendlich den vielgerühmten „Zug zum Tor“.
Der polyglotte Autor hat sehr genau recherchiert, ob es um die Kolonisation Afrikas oder die besten Fußballtrainer geht (aus österreichischer Sicht ist natürlich der positive Absatz über Ernst Happel besonders spannend zu lesen), ob Rassismus, Elternschaft, Basisdemokratie, sehr sehr vieles wird mit trockenem Humor erzählt, vor allem wenn er einem französischen Fußballagenten schwadronieren lässt. Kenntnisreich taucht der Roman in die (Fußball)Welt ein und überrascht mit einem besonderen Effet zum Schluss.
Ein mitreißender Roman über unsere globalisierte Welt – am Beispiel der milliardenschweren Fußballindustrie.
Joseph O‘ Neill: Godwin (Rowohlt), übersetzt von Nikolaus Stingl, Euro 28,-