Wer will so ein Leben?

Dokus, Filme und Musik über die brasilianischen Favelas gibt es genug, aber eine so deutliche Geschichte wie die von José Falero ist etwas Neues. Dabei wird das Umfeld der handelnden Personen nicht als exotisch sondern ganz natürlich dargestellt. Sie leben eben in ärgster Armut ohne Chance da raus zu kommen, wären die Hauptpersonen Pedro und Marques nicht doch schlauer als die anderen.

Porto Alegre, heute: Das Leben ist hart. Tag für Tag schleppen sich Pedro und Marques in den Supermarkt in den rauen Favelas. Sie schuften und rackern und leben trotzdem nur von der Hand in den Mund. Sie haben die Schnauze voll. Warum geht es so vielen Leuten besser als ihnen?
Weil sie ein paar Dealer kennen und die Möglichkeit sehen, sich etwas dazuzuverdienen, verticken sie bald kleine Mengen Gras. Fast unmerklich bauen sie ein florierendes Unternehmen auf, das allen Beteiligten die Chance gibt, sein Leben zu verbessern und gleichzeitig eine Art sozialen Kapitalismus darstellt. Aber mit den steigenden Umsätzen werden der Witz und der Charme, mit denen sie anfingen, zu Gewalt und Einschüchterung. Die sorgfältig organisierte Welt bekommt Risse…
Die Geschichte schreit förmlich nach einer Verfilmung, die witzigen, konzisen Dialoge sind vorgegeben, der Spannungsbogen hält und die Ausstatter hätten vor allem mit dem Showdown ihre größte Freude.
Eine stimmgewaltige, elektrisierende Geschichte über soziale Ungerechtigkeit und städtische Gewalt, ein moderner Schelmenroman über den Aufstieg und Fall zweier Männer und ihrer Familien aus dem Nichts.
José Falero: Supermarkt (Hoffmann & Campe) Euro 25,-