Online-Welt ist immer schneller

Ist es heute noch immer so chic in einer Werbeagentur zu arbeiten? Trifft man dort nur auf andere Kreative? Lässt sich über Werbung die Welt verändern oder zumindest in Abläufe eingreifen?
Glaubt man der Erzählerin Marisa, dann ist ihr Job als „creative Strategist“ in einer großen Madrider Werbeagentur nichts anderes als ein aufgeblasener englischer Titel für eine dumpfe Tätigkeit, für deren Zweck sie hauptsächlich Youtube nutzt.
Marisa ist mit den Nerven am Ende. Ihr Bullshit-Job in einer Madrider Werbeagentur, in dem sie nur durch Zufall gelandet ist, langweilt sie zu Tode, und das tägliche Hamsterrad des Angestelltendaseins erträgt sie nur noch, indem sie ihre Sinne mit einer Mischung aus bizarren YouTube- Videos und Beruhigungsmitteln betäubt. Als ein Teambuilding-Wochenende ansteht, gerät Marisas Angststörung völlig außer Kontrolle. „Teambuilding-Maßnahmen gehören auch zu diesem Firlefanz, den wir uns von US-Unternehmen abgeschaut haben, die sein wollen wie Google.
Innerhalb der Agentur ist sie ein Fremdkörper, seitdem sich ihre einzige Verbündete Rita das Leben nahm, außerhalb fühlt sie sich nur in Gesellschaft des unkomplizierten Nachbarn Pablo und der wiederaufgetauchten Freundin Elena wohl, die nach einigen OPs ihren Körper so kommentiert: „Ich bin eine Frau voller Plastik, ich bin wie der Atlantische Ozean.“
Marisa bringt ihr Leben gerade so über die Runden, als aber ausgerechnet sie beim Teambuilding-Wochenende einen Vortrag über Kreativität halten soll, gerät alles ein wenig außer Kontrolle.

Beatriz Serrano ist ein sehr spitzzüngiger Roman über unsere heutige Gesellschaft gelungen, der von Christiane Quandt hervorragend übersetzt wurde. Oft muss man lauthals auflachen, aber ob Drogen die einzige Möglichkeit bleiben, den Wahnsinn namens Alltag zu überleben, hat schon vielen nicht gut getan.
Beatriz Serrano: Geht so (Eichborn Verlag) Euro 22,-