Da hat wohl jemand seinen Bernhard sehr aufmerksam gelesen, so vieles erinnert an „Holzfällen“ und ist kongenial in unsere Zeit und in die Gedankenwelt einer Frau verfrachtet worden. Die Autorin heißt Ulrike Haidacher und ist bisher als Kabarettistin positiv aufgefallen.
Eine studierte Softeisverkäuferin landet durch Zufall auf einer Party, die sich als biedere Kochveranstaltung im Elternhaus eines Regisseurs herausstellt. Der Parade-Feminist und Egozentriker belehrt seine Gäste in langen Monologen und während sich die „Powerfrau“ Verena immer mehr dem Alkohol hingibt, das Trachtenpärchen und der Jungvater sich in ihren Rollen makellos fühlen, kann sich die Erzählerin fast nur mehr auf den ausgespuckten Petersilie aus dem Munde des Regisseurs festhalten. Schwindlig wird ihr vom Schwungrad ebenso wie vom warmen Prosecco aber vor allem von den vielen, eitlen, lächerlichen bis hin zu anstößigen Meinungen, die die Genannten ungefragt von sich geben. Zu allem haben sie ihre Meinung, zu Frauen am Theater, zur Raika, Wirtschaftsliberalität bis hin zu Natascha Kampusch. Wie oft sie sich gegenseitig versichern, dass „man das heutzutage gar nicht mehr sagen darf“, sie es aber trotzdem die ganze Zeit hindurch tun. „… kennen sie schon, solche Frauen, aber die mögen sie nicht, weil die oft so grausliche Sachen schreiben und so böse sind mit der Welt und ganz unschön schreiben über Körper und Heimat, das hat ja nichts mehr mit stark zu tun“.
Was für eine verlogene, liberale Gesellschaft! Haidacher trifft punktgenau den Ton und die Larmoyanz der Partypeople, man amüsiert sich zwar köstlich, auch wenn mit Fortdauer des Besäufnis einem das Lachen im Hals steckenbleibt.
Ulrike Haidacher, Die Party, Eine Einkreisung (Leykam Verlag), Euro 22,-