In seiner Jugend war er glühender Kommunist, 30 Jahre später wird er von einer russischen Verwandten als Faschist beschimpft und Intellektueller der er ist, sucht er für beides Erklärungen: die Rede ist vom Verleger und ehemaligen Lektor Lutz Dursthoff, der sich vor 30 Jahren gemeinsam mit seiner russischstämmigen Frau in einem kleinen Dorf tief in der russischen Provinz geine Datscha gekauft hatte.
Sie haben eine zweite Heimat gefunden, wurden zu Hobbybauern, gingen im kältesten Winter zum Unverständnis der Bewohner spazieren und hatten trotz aller Schwierigkeiten eine sehr schöne, harmonische Zeit. Bis der Krieg begann. Die Ungeheuerlichkeit eines brutalen Angriffskrieges, geführt von dem Land, das ihm mit den Jahren so vertraut geworden war. Wie weitererzählen? Immer wieder versucht er zu verstehen, was Putin antreibt, warum die russische Bevölkerung so sehr den staatlichen Medien vertraut und was er für seine ehemaligen Autoren, die allesamt der Opposition zuzurechnen sind, machen kann. Und gleichzeitig ist es ein Rückblick auf sein privates Leben, wie es vor Jahrzehnten war, eine Ausländerin zu heiraten, die als Literaturagentin sogar eine Nobelpreisträgerin vertrat.
Am Ende ist ein berührender Abgesang entstanden, eine nostalgische Erzählung von einer versunkenen, idyllischen Welt, die Dursthoff mit einem milden Blick zurücklässt.
Lutz Dursthoff: Nachruf aufs Paradies. Meine Frau, unsere russische Datscha und ich (KiWi) Euro 22,-