Seit wann hältst du was auf den Staat?

Als vor 2 Jahren die ersten Proteste in Belarus begannen, mussten viele erst überlegen, wo dieses Weißrussland überhaupt liegt. Wie wir wissen, wurde die Opposition brutal niedergeprügelt, maßgebliche PolitikerInnen vertrieben und die Zivilbevölkerung medial bevormundet. Wie weit die russische Machtpolitik sich exponiert, lernen wir alle gerade schmerzhaft am Krieg in der Ukraine.
Der belarussische Schriftsteller Sasha Filipenko hat in seinem 2021 erschienenem Roman schon so vieles vorweggenommen, was auch jetzt wieder geschieht.
Eigentlich sollte der junge Franzisk Cello üben fürs Konservatorium, doch lieber genießt er das Leben in Minsk. Auf dem Weg zu einem Rockkonzert verunfallt er schwer und fällt ins Koma. Alle, seine Eltern, seine Freundin, die Ärzte, geben ihn auf. Nur seine Großmutter ist überzeugt, dass er eines Tages wieder die Augen öffnen wird. Und nach einem Jahrzehnt geschieht das auch. Aber Zisk erwacht in einem Land, das in der Zeit eingefroren scheint.
Das Ausgangsszenario ist ähnlich dem sehr komischen Film „Good Bye Lenin!“, der Unterschied liegt darin, dass wir es beim Roman mit einem sehr zeitgemäßen Thema zu tun haben. „Der Nachrichtensprecher fuhr fort. Der selbstsichere Mann im billigen Anzug versuchte den Bürgern einzureden, jemand (wahrscheinlich der Westen) suche die Provokation und sei daran interessiert, das Land zu destabilisieren, jemand habe ein Problem damit, dass man hier besser lebe als im Rest Europas.“
Sollte im Moment in jeder Deutschklasse gelesen werden!
Sasha Filipenko: Der ehemalige Soldat (Diogenes), Euro 23,-