Der in der Musikszene nicht unbekannte Andi Appel hat eine Biografie über Günther Holtschik, der mehr als 25 Jahre in der Wiener Arena gearbeitet hat, geschrieben und herausgekommen ist eine fast unverzichtbare Chronologie. Man könnte nun den Spruch anwenden „Wer dabei war, kann sich nicht erinnern“, aber deswegen gibt es ja so gewissenhafte Journalisten wie Appel, der uns so vieles wieder vor Augen führt.
Mit 12 Jahren entdeckte der Hernalser Günther die Rolling Stones und von da an gab es fast nur mehr Musik für ihn. Die Band, auch wenn er auch Beatles-Singles kaufte, war sein Schicksal, Keith Richards sein Held und dessen Drogenkonsum offenbar auch Antrieb für Günther. 18 Mal hat er die Band gesehen und erinnern kann er sich an jedes einzelne der Konzerte, hat sogar eine Bestenliste.
Neben Günther steht die Stadt Wien im Mittelpunkt, Lokale werden benannt, Locations, die man schon fast vergessen hätte wieder hervorgeholt, das ehemals so fade, spießige Wien wird einem unter die Nase gerieben, auf dass man sich über das heutige umso mehr freue. Klar ist es um manches Lokal oder Plattengeschäft schade, aber ansonsten ist das Wien der 1970-er Jahre mit dem heutigen nicht vergleichbar. Die Lebensgeschichte des heutigen Pensionisten Günther ist voller Höhen und Tiefen und auch wenn er in Konflikte geriet, so war sein Lebensmotto immer: nie provozieren, immer nur Musik hören.
Man kann sich ja gar nicht mehr vorstellen, welche Wirkung Wolfgang Ambros damals mit seinen Liedern, die allesamt zum heutigen Kulturgut gehören, auf die meist jungen Menschen hatte. In diesem Erinnerungsbuch wird es wieder deutlich.
Leider war die Heroinsucht neben der Musik ein anhaltender Teil im Leben von Günther, doch irgendwann schaffte er es nach Steinhof zu gehen, um sich selbst zu helfen und von seiner Heroinsucht loszukommen. Gerettet, und Appel hat einem unbeugsamen, wachen Zeitgenossen ein verdientes schriftliches Denkmal gesetzt.
Andi Appel: Günther. Giftler, Gammler, Plattensammler. Vorwort von Wolfgang Ambros (resonance Verlag) Euro 24,-