Talent borrows, genius steals!

Nach diesem Prinzip ( s. Überschrift) hat nicht nur die hochverehrte Patricia Highsmith ihren Mr. Ripley agieren lassen, genau so verfährt der Hauptdarsteller Maurice Swift in dem neuen Roman des irischen Autors John Boyne.
Maurice Swift ist Schriftsteller. Er hat Stil, kann brillant erzählen, doch ihm fehlen die Geschichten. In Westberlin trifft er auf Erich Ackermann, der gerade mit einem großen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Ackermann verfällt dem charmanten jungen Mann, der sich für alles, was er sagt, interessiert. Er nimmt ihn mit auf Lesereise durch Europa und erzählt ihm sein Geheimnis. Es ist diese Geschichte, für die Maurice endlich als Autor gefeiert wird. Und die Ackermanns Karriere beendet. Maurice dagegen ist schon auf der Suche nach dem nächsten Stoff…
Im Gegensatz zu seiner Figur fehlt es Boyne nicht an Fantasie, er braucht keine „Geschichten anderer Leute“, er lässt Gore Vidal lebendig werden, andere sterben, mit Insiderwissen lassen sich Parallelen zu Schriftstellerkollegen erkennen und insgesamt ist dieser Roman ein ganz großes Lesevergnügen.
Psychologisch raffiniert, hochspannend und mit funkelndem Humor erzählt John Boyne von der verführerischen Macht des Vertrauens und von einem, der für Ruhm alles tut.
John Boyne: Die Geschichte eines Lügners (Piper)