Und trotzdem gemeinsam

Was für ein Glück, dass die Vielschreiberin Lionel Shriver über so viele unterschiedliche Lebenswelten zu schreiben vermag. Diesmal geht es um ein Ehepaar, von dem die Ich-Erzählerin immer sportlich war und „erst“ 60 ist, während der Ehemann Remmington als 65-jähriger in seiner Pension daraufkommt, dass er ein Triathlet werden möchte.
„Ich habe beschlossen, einen Marathon zu laufen“, verkündet Remington Alabaster, noch bevor er auch nur ein einziges Mal joggen war. Seine Frau Serenata dagegen hat fast alle Sportarten dieser Welt ausprobiert, bis eine Arthrose in den Knien sie zur Untätigkeit verdammte. Bleiben ihrem Mann nur deswegen so viel Kraft und Elan, weil er sie sich 64 Jahre lang aufgespart hat? Serenatas Belustigung weicht bald dem puren Entsetzen.
Was dann folgt ist eine überaus sarkastische Abhandlung über den in gewissen Kreisen vorhandenen Fitnesswahn, gleichzeitig eine Abrechnung mit einer Gesellschaft, die mehr und mehr auseinanderdriftet, nach dem Motto jeder gegen jeden: jung gegen alt, träg gegen fit, gebildet gegen dumm, alle gegen den Glauben der Andersdenkenden. Shriver schreibt das überaus lakonisch:  „Jetzt laufen wir manisch im Kreis wie die Tiger und schlagen uns selbst zu Butter. Eine einst großartige Zivilisation, die zusehends im Ausguss verschwindet.“ Sogar die eigenen Kinder werden als white trash bezeichnet!
Ob man selbst weiterjoggen möchte, wenn man das Ende dieser Geschichte kennt? Oder gerade deswegen?
Lionel Shriver: Die Letzten werden die Ersten sein (Piper) Euro 24,-