Im Metro Kinokulturhaus präsentierte Viennale Direktorin Eva Sangiorgi das umfangreiche Programm
Viele Festivalerfolge wie zB. „Anora“, „Grand Tour“, Emilia Perez“ oder „The Room Next Door“ werden in Wien erstmals zu sehen sein wie ein Dokumentarfilm über Raubkunst, die Tierwelt oder Angriffskriege. Daneben natürlich Hommagen, Filmhistorie und die eigenen persönlichen Entdeckungen.
Die 62. Viennale wird von einem Motiv repräsentiert, das aus den Tiefen des Meeres stammt: Eine Alge namens „delesseria lancifolia“ fungiert als Initialzündung, sozusagen als Absprungpunkt, erinnert sie in ihrer Form doch an ausgebreitete Flügel und an das Sich-Emporschwingen. Das Bild des Aufbruchs hat auch die diesjährige Filmaus-
wahl motiviert, die aus allen Ecken und Enden des Globus Perspekti- ven zusammenträgt, die über die Welt reflektieren und an ihren Sorgen teilhaben.
Das gründliche Nachdenken über Politik zieht sich ebenso durch die unterschiedlichen Programmsektionen wie die genaue Untersuchung zwischenmenschlicher Beziehungen. Zahlreiche der ausgewählten Filme drehen sich um junge Menschen, betrachten sie in ihrer Gegenwart, zeigen ihr Verhältnis zu einer ungewissen Zukunft. Ein weiteres virulentes Thema ist der Umgang des Menschen mit Flora und Fauna.
Das zeitgenössische Kino stellt – unverblümt, aber auch kreativ und inspirierend – Werte und Moral einer Welt in Frage, welche auf Machtstrukturen beruht, die in der derzeitigen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krise zu bröckeln beginnen.
Nebenprogramm
Die Viennale besteht nicht nur aus Filmen, sondern auch aus sämtlichen Begegnungen, Gesprächen und Aktivitäten, die es durchziehen und umrahmen. Dabei fungiert das Metro Kinokulturhaus in bewährter Manier nicht nur als ein Ort, an dem Filme gezeigt werden, sondern auch als Treffpunkt, als Raum für Dialog, für Gesprä-
che und Begegnungen mit Filmemacher:innen. Außerdem werden sich freilich wieder einige Gelegenheiten zum Feiern ergeben; in diesem Jahr in Kollaboration mit ikonischen Locations des Wiener Nachtlebens.
Heimisches Filmschaffen
Österreich ist heuer prominent vertreten, mit Kurdwin Ayubs zweitem Film „Mond“, der in Locarno mit dem Großen Jurypreis gewürdigt wurde, sicherlich hat das Debüt der Performancekünstlerin Florentina Holzinger großen Anteil. Das Debüt „The Village Next to Paradise“ des Wiener Regisseurs Mo Harawe findet sich ebenso im Programm. Nach Venedig, wo der Film heftig akklamiert wurde, zeigt nun auch die Viennale „Pfau“ von Bernhard Wenger, der mit seinem Kurzfilm „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ 2019 erstmals filmisch hervorstach. Und sicherlich singulär ist, dass ein ehemaliger Festivaldirektor nun als Regisseur zu Ehren kommt: Alexander Horvath (Viennale Direktor von 1992 bis 1997) wird mit seinem Dokuessay „Henry Fonda for President“ vertreten sein.
Viennale ’24, 17.-29. Oktober, www.viennale.at