„Wie erwartet unterdurchschnittlich alles“

Hat man sich einmal an die leicht kratzende Stimme des Autors Heinz Strunk gewohnt, erkennt man im Laufe des Vortrags, warum er sein neues Buch selbst einlesen wollte: wie er die Pausen setzt, wie er die verschiedenen Personen moduliert, wie er die Geschichte am Laufen hält, ist sehr gekonnt und beweist Insiderwissen, eben „Strunk-Sound“.
Dem deutschen Erfolgsautor ( „Fleisch ist mein Gemüse“) dem schon vorgeworfen wurde, sich immer nur mit dem Schicksal „alter, weißer Männer“ aufzuhalten, hat wieder einen geschaffen, dessen Niedergang man belustigt verfolgt.
Ein Jurist, namens Roth begibt sich an die Ostsee, um dort die Geschichte seiner Familie aufzuschreiben, wobei er vom Verständnis her schon ein Schriftsteller ist. Er plagt sich mit den Aufzeichnungen und findet alle möglichen Gründe, um sein Zimmer zu verlassen und das verschlafene Pensionisten-Ostseebad zu entdecken. „Hilfreich“ zur Seite steht ihm dabei sein Vermieter, Strandkorbverleiher und vor allem Likörladenbesitzer Herr Breda und in Folge auch dessen Freundin Simone.  Der weltgewandte Städter, der noch nie Döner bestellte oder Orangenlikör trank, wird immer mehr zum Pendant von Herrn Breda. Aß er am Anfang nur ein Fischbrötchen, wird im Laufe der Zeit schon das Lokal mit den riesigen Schollen zu seinem bevorzugten Restaurant. Und auch zum einzigen Nachtlokal des Dorfes ist es nicht mehr weit.
Man schmunzelt sehr bei dieser eigentlich tragischen Geschichte, aber die Details sind so treffend, dass man darüber die großen Themen wie Verfall, Schreibhemmung, Stadt-Land, Alter, Tod vergisst. Erfreulicherweise ändert sich auch sein Blick auf die Frauen ein wenig, vom arroganten, gutaussehenden Juristen, der an allen etwas auszusetzen hat zum …
Mehr soll nicht verraten werden, aber es ist eine überaus gelungene Pointe bzw Schluss.
Heinz Strunk liest Ein Sommer in Niendorf (tacheles!) Euro 14,-