Wir haben sowieso alle die gleichen Bücher

Die erst in späten Jahren entdeckte deutsche Schriftstellerin Helga Schubert hat mit ihrem „Stundenbuch der Liebe“ eine überaus geistvolle Erinnerung an ihr Leben mit ihrem um 13 Jahre älteren Mann als auch generell ein starkes Bekenntnis an die Liebe verfasst.
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Über fünfzig Jahre lang teilen sie ihr Leben. Doch nun ist der Mann schwer krank. Lange schon wird er palliativ umsorgt; und so wird der Radius des Paares immer eingeschränkter, der Besuch seltener, die Abhängigkeit voneinander größer. Er, der immer ein großer Philosoph und Künstler war ist nun abhängig von seiner Umwelt, kann gar nichts mehr selbstständig unternehmen, hat nur mehr selten lichte Augenblicke und wird doch noch immer von seiner Frau von früh bis spät umsorgt.
Schubert erzählt vom Kennenlernen, vom Zusammenkommen („Wir haben sowieso alle die gleichen Bücher“), von der Patchworksituation, dem Leben in der DDR und warum sie sich trotz allem, die anstrengende Pflege „antut“. Sie freut sich an den einfachsten Dingen, wie gemeinsam unter dem Apfelbaum zu sitzen und Händchen zu halten.
Kraftvoll und poetisch erzählt Helga Schubert davon, wie man in solchen Umständen selbst den Verstand und der andere die Würde behält.
Helga Schubert: Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe (dtv) Euro 20,-