Ob die Autorin Anne Köhler sich von der surrealistischen Filmen eines Wes Anderson inspirieren hat lassen? Ihr Hotel klingt ganz danach und als Leserin hat man sofort einen spannenden Film vor Augen, Autojagden und Weihnachtskitsch inklusive.
Hempel hat keinen Traum. Ja, tatsächlich: Er hegt keine besonderen Wünsche für sein Leben. Seine Freundin Elfie hingegen ist besessen von Träumen. Um ihr zu gefallen, erfindet Hempel einen: einmal den New-York-Marathon mitlaufen. Als er gegen jede Wahrscheinlichkeit eine Zusage bekommt, hat er ein Problem.
Friederike ist erfolgreiche Professorin, hat einen tollen Mann und ist gerade Mutter geworden. Alle glauben, sie müsse überglücklich sein – in Wirklichkeit jedoch wünscht sie sich nichts sehnlicher, als aus ihrem Leben zu verschwinden.
Eines Tages bietet sich den beiden die Chance, für eine Zeit lang alles hinter sich zu lassen – in einem Hotel, das keine Touristen beherbergt, sondern Menschen, die den Halt verloren haben. Doch als Hempel und Friederike sich dort begegnen, kommt alles anders als gedacht …
Natürlich kommen noch einige, andere originelle Figuren vor, die alle sehr berlinerisch wirken. Ist es die Stadt, die auf die Personen abfärbt oder umgekehrt? Ist die Einsamkeit in Städten größer oder doch am flachen Lande? Was würde man selbst machen, wenn man für eine gewisse Zeit aus seinem Leben verschwinden könnte?
Klug und unheimlich lustig legt Anne Köhler das Abgründige und Absurde im Leben frei – und zeigt, wie aus einer Flucht vor dem eigenen Leben eine Reise zu sich selbst werden kann.
Also mit solchen Büchern sich für eine Zeit aus dem Alltag zu beamen, klingt sehr verlockend, man bräuchte halt eine Menge, da man – wenn sie die Qualität des vorliegenden erreichen – nicht zum Lesen aufhören wollen würde.
Anne Köhler: Nicht aus dieser Welt (Dumont), Euro 24,-